Schermbeck. Die Volksbank Schermbeck zieht insgesamt eine positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2022. Die intensive Beratung der Mitglieder und Kunden der Schermbecker Genossenschaftsbank habe sich in den guten Zahlen niedergeschlagen, so die drei Volksbankvorstände Rainer Schwarz, Norbert Scholtholt und Stefan Korte. Dabei verschwiegen sie aber auch nicht, dass sie die Vielzahl von Krisen wie z.B. der Krieg in der Ukraine, die Energieversorgung, die hohe Inflation, massiv gestiegene Zinsen oder der Fachkräftemangel intensiv beschäftigt habe und diese Krisen auf das Jahresergebnis der Bank drücken würden.
Schwarz nannte als Schlagworte Deindustrialisierung, Staatsverschuldung und Wohlstandsverluste. Welche Auswirkungen die explodierenden Energiepreise auf Unternehmen und private Haushalte haben werden, könne man noch gar nicht abschätzen. Die kräftigen Anhebungen der Leitzinsen auf aktuell 2,5% hätten die hohe Inflation in der Eurozone nicht begrenzt, allerdings die Kreditkosten für Bauwillige, Unternehmen und auch Staaten massiv verteuert. So seien die Baufinanzierungszinsen um rund drei Prozentpunkte angezogen. Für viele sei damit der Traum von den eigenen vier Wänden nicht mehr zu bezahlen. Gleichzeitig drücken steigende Zinsen auf die Entwicklung der Wertpapierkurse. „Wenn die Kapitalmarktzinsen anziehen, sinken insbesondere die Kurswerte von festverzinslichen Anleihen“, so Schwarz. In Summe beobachte an also „Druck auf allen Ebenen.“ Druck bei den Bauwilligen durch noch hohe Immobilienpreise bei gestiegenen Finanzierungskosten, Druck durch explodierte Miet- und vor allem Nebenkosten, Druck bei den Anlegern durch die hohe Inflation, die „zu einer negativen Rendite der klassischen Geldanlagen führe.“ Aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte habe man aber gelernt, dass solche Phasen, in denen sich die Krisen stapeln, grundsätzlich nicht lange anhielten.
Norbert Scholtholt erläuterte intensiv das gute Vertriebsergebnis der Schermbecker Genossen. Das betreute Kundenvolumen – also die Gesamtsumme aller Kundenkredite und angelegten Kundengelder – sei um 4,1% auf 1,4 Milliarden Euro gestiegen. Bei den Kundenkrediten verzeichnete die Volksbank sogar ein Plus von 7,3%. Allerdings seien hier auch einige Projekte dabei, die schon in im Vorjahr angestoßen worden seien, berichtete Scholtholt. „In der zweiten Jahreshälfte 2022 überwog dann die Zurückhaltung bei unseren Kunden. Wir rechnen für 2023 mit einem deutlich geringeren Wachstum.“
Auf der Anlageseite stellt die Bank ein „solides Wachstum von 1.9% insbesondere in Kündigungsgeldern und Sparbriefen“ fest. Hier profitieren die Anleger von den Zinserhöhungen der EZB in den letzten Monaten. Auch der Trend zur strukturierten Wertpapieranlage sei ungebrochen. Die Kunden der Schermbecker Volksbank kauften in Summe Wertpapiere von 46,3 Millionen Euro und eröffneten 370 neue Wertpapierdepots, „auch dies ein Ergebnis unserer spezialisierten Beratungen“, so Scholtholt.
„Wenn wir über steigende Bauzinsen sprechen, dann sind wir ganz schnell beim Bausparen. Hier sichere ich mir langfristig und garantiert günstige und planbare Finanzierungen für Neubau oder Sanierung.“ Damit erkläre sich auch die Rekordsumme von über 21 Millionen Euro neuer Bausparkonten bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Die R+V-Versicherung konnte – auch unter dem Eindruck der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal – ihre Sachversicherungen um 4% steigern. Die Profis der Immobilienabteilung der Volksbank brachten 23 Familien ins eigene Heim und erstellten zahlreiche Gutachten, um den Wert von Immobilien zu ermitteln.
„Was uns massiv beschäftigt, sind die Auswirkungen der Zinserhöhungen der EZB auf unseren eigenen Wertpapierbestand“, berichtete Scholtholt. Hier müssten umfangreiche Rückstellungen gebildet werden, die dann nicht mehr für die gesetzlich geforderte Eigenkapitalbildung zur Verfügung ständen. Nach Abzug der Steuern verbleibe so „deutlich weniger als in anderen Jahren.“ Die drei Vorstände rechnen dennoch mit einer Mitgliederdividende von drei bis vier Prozent, „wenn unsere Vertretersammlung zustimmt.“
„Bei schwierigen Rahmenbedingungen war es für mich doch ein sehr glückliches Jahr“, berichtete Stefan Korte über sein erstes Jahr als Vorstandsmitglied der örtlichen Genossenschaftsbank. Man habe zahlreiche Themen angepackt und „im eigenen Einflussbereich erfolgreich Neues gestaltet.“ Als Beispiele nannte er die Baumaßnahme an der Mittelstraße, die neue Zusammensetzung von Aufsichtsrat und Vorstand der Bank oder die Ernennung von Generalhandlungsbevollmächtigen und eines neuen Prokuristen. Vier neue Mitarbeiterinnen seien eingestellt worden, im August 2023 starten drei Auszubildende bei der Volksbank, eine davon als duale Studentin. Die Beratung und Betreuung sei weiter ausgebaut worden – insbesondere im Bereich des PrivateBankings und der Niederlassung in Gahlen.
„Wir schauen also positiv nach vor und sind zuversichtlich, dass wir in unserem Einflussbereich die Dinge gut managen werden“. Darum habe die Schermbecker Volksbank für das Jahr 2023 die Überschrift: “Nähe. Kompetenz. Zuversicht“ gewählt.
Die Volksbank Schermbeck eG ist eine mittelgroße Genossenschaftsbank an der Grenze von Ruhrgebiet, Münsterland und Niederrhein. Mit ihren 80 Mitarbeitern versorgt sie an vier Standorten über 17.000 Kunden mit modernsten Finanzdienstleistungen. Insbesondere bietet sie Lösungen im komplexen Firmenkreditgeschäft und in der Vermögensanlage und -verwaltung. Dabei betreut sie über 1,4 Mrd. Euro an Kundenkrediten und Geldanlagen.