Jana Magdanz
Die Luft ist regenschwer. Die Kiefern rund um die große Lichtung mitten in der Üfter Mark werfen nicht nur lange Schatten auf den Weg, man kann sie auch riechen. Ihr harziger Duft hüllt uns ein, als wir durch das unverschlossene Tor zu den beiden Bienenstöcken gehen, die etwas geschützt unter Birken stehen. Nur wenige Bienen schweben über dem Eingang der Stöcke. Es ist ein frischer Morgen im frühen Herbst. Und die Bienen haben ihren Jahresplan längst erfüllt. Kiloweise Honig haben sie rund um den Volksbankwald erwirtschaftet. Jetzt ist Ruhe eingekehrt.
Kurt Fey, Imker aus Schermbeck, stellt mir seine Bienenvölker vor. Die Bienen sind den ganzen Sommer über in die direkte Umgebung ausgeflogen, um Nektar zu finden. „Der typische Waldhonig, den Bienen herstellen, entsteht aber gar nicht wirklich aus Blütennektar“, räumt der Imker sofort mit einer irrigen Vorstellung auf. „Die Bienen sammeln das Stoffwechselprodukt von Schildläusen auf, die an Fichten- und Kiefernnadeln sitzen. Aus diesem sogenannten Honigtau entsteht der charakteristische Waldhonig-Geschmack.“ Kurt Fey hat ein Glas Honig dabei. Der Inhalt leuchtet wie flüssiges Gold. Der Vorteil des Waldhonigs: Der dunkel-goldene Saft kristallisiert auch nach langer Zeit nicht. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Feys Bienen auch mal auf die umliegenden Felder und in die vereinzelten Gärten am Ortsrand Schermbecks fliegen, um ein wenig echten Nektar unter den Waldhonig zu mischen. Die Immen haben immerhin einen Flugradius von drei Kilometern. Wo genau sie ihrer fleißigen Sammeltätigkeit nachgehen, davon erzählen sie ihm allerdings nichts. Auch wenn Kurt Fey mit seinen Bienen per Du ist. Er muss schließlich alles mitbekommen, was in seinen Völkern so los ist.